Zwei Wochen tauchen auf 'Grand Bahama Island'; ich konnte mein Glück kaum fassen!

Das erste Mal in meiner erst so kurzen (aber schon so erlebnisreichen ... ) PADI Karriere sollte ich tatsächlich ohne Kopfhaube, im Tropi und ohne Eiszapfen an der Nase ab- und wieder auftauchen?! Endlich einmal bunte Fische sehen?! Von einem echten Boot aus ins Wasser springen, anstatt die Stufen des Bösinghovener Sees hinab zu stolpern?! An der Beachbar sitzen oder mich im Dive Shop als Insider ausgeben und nicht im Wohnmobil meine fast abgefrorenen Finger am warmen Kakao auftauen?!

Ende Januar war es soweit: nach einer turbulenten Anreise landeten wir, d.h. Ralf und Christel Wendeborn, ein befreundetes Ehepaar, Waltraud und Detlef Charnö und ich in Freeport. Ein 10er Paket Tauchgänge wurde sofort in der Basis 'Xanadu Underwater Experiences' gebucht, die sich direkt an unserem Hotel befand. Täglich wurden vier Tauchgänge angeboten; jeder einzelne Tauchplatz wurden in den nun folgenden vierzehn Tagen von uns ausgekundschaftet, bestaunt, 'befilmt'und fotografiert.

Einer der Höhepunkte bildete der Tauchgang 'shark junction': Ausgangspunkt war eine sich in etwa 17m Tiefe befindende ausrangierte Dekompressionskammer. Seit einiger Zeit Haie werden hier nahezu täglich gefüttert, die sich zusammen mit Barschen, Rochen usw. in stattlicher Anzahl tummeln.

Wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt, waren vor allem wir Frauen ü b e r h a u p t nicht nervös- jeder, der Bösinghoven kennt, weiß, dass man es auch dort immer wieder mit großen aggressiven Unterwasserlebewesen (seien es Hechte oder die sagenumworbenen Killerkrebse) zu kämpfen hat- und wir sahen unserer ersten Begegnung mit der Spezies Hai gelassen entgegen (.Wer benachrichtigt eigentlich unsere Angehörigen, wenn keiner von uns überlebt?!'). Besonders beruhigend war auch die Tatsache, dass einige unserer sonst so gelassenen Dive Guides unter Hochspannung zu stehen schienen, und ihre Gesichtsfarbe auf der Fahrt zum Tauchplatz immer mehr an Farbe verlor.

Sollte ich vielleicht doch noch einen Rückzieher machen? Immerhin hatte ich meiner gesamten Familie fest versprochen, dass ich auf keinen Fall an einer Haifütterung teilnehmen würde (.Ich bin doch nicht lebensmüde..')
Nein, mitgefangen, mit gefressen (oder wie hieß das Sprichwort noch?), entweder alle oder keiner!

Beim Rest der Gruppe zeigte sich die Zuversicht durch nervöses Gelächter und übertrieben gute Laune- wir saßen eben buchstäblich 'alle im selben Boot'. Das Briefing fand kurz vorm Ankern statt: ein Sicherheitstaucher wurde vortauchen. danach sollten wir alle zügig (wie schön, dass auch blutige Anfänger mit dabei waren) abtauchen. Ein weiterer Sicherheitstaucher würde uns folgen, und wir würden gemeinsam das kurze Stück bis zur Kammer zurücklegen. Dort würden wir uns vor die Kammer setzen, so dass keine Gefahr von hinten drohe. Guides zu unserer Linken und Rechten würden auf uns Acht geben. Erst danach würde Doug, der' Hai- Fütterer'- im 15kg- Kettenhemd (der Lanzelot des 20, Jahrhunderts )- folgen, die Fütterung vornehmen; dann wieder ein Stück von uns wegtauchen. Wir sollten dann möglichst schnell zum Boot zurück und auftauchen. Okay, das hatte ich begriffen - jetzt wurde es ernst!

Christel und Waltraud hatte ich noch vor dem Abtauchen verloren- das fing ja gut an- und die beiden Männer hatten mit ihren Kamera- und Fotoausrüstungen sowieso schon genug zu tun. Also: immer dem Gewühle nach. Innerhalb weniger Momente begannen die ersten Fischschwärme zu kreisen- und Gott, welch ein Anblick- das 1erste Mai in meinem Leben sah ich Rochen! Ein Pärchen Stachelrochen schwebte vor uns her Einfach wunderwunderschön. So, nun aber zügig weiter zur Kammer. Ein kritischer Blick aufs Fini sagte mir: beruhige Dich- und zwar schnell... Ah, da waren ja meine beiden Leidensgenossinnen.

Und- ach Du Sch...- Haaaaieeee!! Viele Haaaiee! Wo doch das Futter noch gar nicht da war, wir geschweige denn sicher vor der Kammer saßen.... Und unaufhörlich strömte die Luft aus der Flasche...
Endlich angekommen, zeigte sich uns dreien ein sehr ernüchterndes Bild: viele- zu viele Taucher vor einer zu kleinen Kammer. Auch Zusammenrücken half nicht- wir passten nicht mehr davor, sondern nur noch daneben. Prima, auf zum fröhlichen Fressen-, wir hatten quasi den 'ersten Preis' gewonnen. Wir- und einige andere, die neben uns in den Sand blutige Anfänger, eine Amerikanerin (viele Amis erhielten von uns übrigens die
Qualifikation 'Kamikazetaucher'). walzte Christel regelrecht platt und bohrte sich vor ihr in den Sand. Ich kniete mich, so gut es ging, zu ihrer Linken, Waltraud erwischte zu ihrer Rechten noch das Ende der Kammer, an dem sie mehr oder weniger stand. Wir fassten uns an den Händen- ein gutes Gefühl. 'Okay?' signalisierten wir uns- naja, soweit man unter den gegebenen Umständen davon sprechen konnte, war alles , okay'.

Das, was vor allem die Lady vor Christel in den nächsten zwanzig Minuten konstant missachtete, war eine dringliche Warnung beim Briefing gewesen: nicht mit den Händen rudern, keine heftigen Bewegungen, nicht herum zappeln, denn dies' könnten die Haie als Anbieten von Futter verstehen. Nein, diese Taucherin ruderte, was das Zeug hielt, schwebte hoch, schlug auf, wackelte und machte und tatwutentbrannt setzte sich Christel von hinten auf ihre Flossen.

Wir sahen uns nur an; betont vorsichtig drehten wir hierzu unsere Köpfe. Aber was würde das helfen, wenn die Haie erst einmal unsere 'Vorderfrau' entdeckt hätten?!

Eine schwer zu schätzende Zahl an Haien, vielleicht fünfzehn, graue Riff- und Ammenhaie, umkreiste die Stelle, an der Doug nun die Fütterung begann.

Gierig rissen sie sich mit geöffneten Mäulern um die Fischbrocken, verschwanden im Dunkeln und kamen wenig später an einer anderen Stelle des Dunkels wieder hervor eine gespenstische Szenerie und zugleich ein faszinierender Anblick! Einige schwammen direkt auf uns zu, schienen uns anzusehen und schwebten dann ganz knapp über uns hinweg- fast konnte man sie berühren.

Es raubte uns beinahe den Atem, so beeindruckend war es, 'Auge in Auge' (im wahrsten Sinne des Wortes) mit diesen Tieren zu sein. Doch, wie bereits erwähnt, fehlte uns der Schutz der Kammer im Rücken und einige der Haie, etwa 1,50 - 2m groß, kamen auch von hinten an uns heran. Langsam, gaanz langsam, folgten unsere Köpfe einem Hai, der über uns verschwand. Wir sahen uns bedeutungsvoll an, und dann schossen unsere Köpfe wieder nach hinten. Was würden die Haie machen, wenn sie erst einmal hinter uns waren und uns als Frischfleisch erkannt hatten?! Ich glaube, man konnte unsere Gedanken förmlich lesen. Wir riskierten einen vorsichtigen Blick auf unsere Finis, im Zeitlupentempo, mit nur zwei Fingern griffen wir nach ihnen- owei owei: die Nadel fiel aber ganz schön schnell! Soweit überhaupt möglich, begann ich, darüber nachzudenken, ob sich die Haie zuerst unsere Beine, einen Arm oder gleich den Kopf schnappen würden. Würde es schnell gehen, oder würde es ein qualvoller Kampf werden?! Bewusst hatte ich mich nur mit einem Bein gekniet, immer 'mal wieder nach meinem Messer fühlend. Christel erzählte später, sie hätte sich in jedem Falle die Amerikanerin geschnappt und sie den Haien im wahrsten Sinne des Wortes zum Fraß vorgeworfen...

Apropos: plötzlich hatte eben diese ihre Tarierungskontrolle vollkommen verloren Hilfe, sie stieg einfach hoch! Doch sofort war ein Guide zur Stelle, packte sie und setzte sie an einer anderen Stelle wieder ab. Puh- das war knapp! Und endlich freie Sicht für Christel.

Den Rest der Fütterung genossen wir in vollen Zügen, die Luft reichte auch und selbst den Rückweg haben wir, wider Erwarten, heil und ohne den Verlust irgendwelcher Gliedmaßen überstanden.

Auch bei weiteren Tauchgängen sind wir immer wieder Haien begegnet- für mich gibt es keine Tiere, die mehr Faszination ausüben als diese.

Im Angesicht des Todes -

oder: Haitauchen auf den Bahamas

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